Samstag, 6. Oktober 2012

42 - Mülltrennung

Samstag, der 6.102012
(von Horst-G. Lippold)

 
Ergebnis der Wertstoffsammlung in Svey Che

Am Donnerstagmorgen sind wir wieder nach Svey Che gefahren, um mit den Kindern der dortigen Schule in den umliegenden Häusern des Dorfes das erste Mal Wertstoffe zu sammeln. Das hatten wir zwei Tage zuvor gemeinsam mit den Lehrerinnen und dem Bürgermeister besprochen und heute sollte es erstmals umgesetzt werden.

Als wir in der Schule ankamen, erwarteten uns die Lehrerinnen und die aufgeregten Kinder, die z.T. schon diverse Plastiktüten mit Plastikmüll etc. mitgebracht hatten. Da die Kinder noch nicht richtig verstanden hatten, welche Wertstoffe sie sammeln sollten, enthielten die Tüten ein wildes Sammelsurium von Müll, das zwar überwiegend aus Plastikmüll bestand, aber auch erhebliche Anteile von in Kambodscha nicht verkäuflichen Anteilen wie Süssigkeitentüten etc. enthielt und erst noch sortiert werden musste. Wertstoffe, die in Kambodscha verkauft werden können, sind 1. Papier/Pappe, 2. (Wasser-)Plastikflaschen, 3. Getränkedosen, 4. Metall, 5. einfarbige Plastiktüten, 6. große Plastikteile (z.B. alte Plastik-Latschen) und 7. Glas. So haben wir es auch in deutsch und kambodschanisch auf einer Tafel vermerkt.

Wertstoffe auf deutsch ...

... und kambodschanisch

Ich habe vorgeschlagen, dass wir zuerst einige umliegende Häuser „abgrasen“, um den Kindern zu zeigen, welche Wertstoffe wir meinen. Im Anschluss an diese Aktion wollten wir dann gemeinsam den in der Schule wartenden Müll sortieren.

Also sind wir gemeinsam mit den Kindern zum nächsten Haus gegangen und haben begonnen, die auf dem Grundstück zuhauf herumliegenden Wertstoffe einzusammeln. Nach 5 Minuten erschien eine Frau und erklärte uns, dass wir alles wieder hinlegen müssten, weil sie den Müll selbst verkaufen wolle. Das hat uns erst mal die Sprache verschlagen, zumal der Müll garantiert auch weiterhin dort herumliegen wird und uns das Gleiche auch beim nächsten Haus passierte.

 Wertstoffsammeln mit den Schulkindern

Der Gemeinschaftssinn der Kambodschaner geht offensichtlich gegen Null und ich befürchte, dass die Kinder keine Wertstoffe mehr von zuhause mitnehmen dürfen, sobald ihre Eltern nämlich den Eindruck gewinnen, hiermit selbst Geld verdienen zu können. Und weil das mühsam und nicht von der Hängematte aus zu erledigen ist, bleibt dann wahrscheinlich der Müll der Einfachheit halber liegen und alles bleibt beim Alten. Das wäre um so bedauerlicher, weil die Erlöse der für die Schule gesammelten Wertstoffe ja unmittelbar den eigenen Kindern zugute kommen. Da sind wohl noch viel Aufklärungsarbeit und gutes Zureden erforderlich.

Beim Bürgermeister durften wir dann endlich sammeln und den Kindern exemplarisch  zeigen, was mir meinen. Anschließend haben wir den in der Schule wartenden Müll sortiert und in kurzer Zeit mehrere große Säcke mit beeindruckenden Mengen an Plastikflaschen, Metall etc. gefüllt. Der Rest wurde in einen abgelegenen Winkel transportiert, um ihn bei Gelegenheit zu verbrennen.

Mülltrennung auf dem Schulhof

 und immer wieder erklären

Wir haben den Lehrerinnen empfohlen, die Wertstoffe jeweils täglich an durchfahrende Händler zu verkaufen, um zu verhindern, dass sie nachts vom Schulgelände verschwinden. Außerdem sollten sie die Kinder in Zukunft dazu anhalten, nur die gewünschten Wertstoffe zur Schule mit zu bringen.

Der Bürgermeister informierte uns, dass er mit dem Betreiber der Mülldeponie bei Dom Dek besprechen wolle, dass das Dorf seinen Restmüll ohne Deponiegebühren anliefern dürfe. Unter Berücksichtigung der (gegenüber Preksromot) geringeren Gesamtmenge an Müll (durch den Wegfall des kompostierbaren Materials, der bei den Häusern verbleibt) gelingt es vielleicht, die mtl. Kosten auf 2000 – 3000 Riel (0,5 -0,75 USD) pro Haushalt zu drücken.

Wenn das gelingt und der Bürgermeister sein (nicht unser !) Projekt Dorf-Cafe zur weiteren Finanzierung umsetzen kann, könnten wir die Müllabfuhr evtl. im nächsten Jahr starten, indem wir unsere Mülltonnen sowie das Müllmoped und den Anhänger sowie das Baumaterial für den Müllsammelplatz zur Verfügung stellen.

Na ja, man wird sehen und bin vorsichtig optimistisch.

Nach unserer Rückfahrt haben wir gemeinsam mit Herrn Chantol ein Resümee der letzten Tage gezogen und besprochen, wie es in den nächsten Monaten weitergehen soll bzw. was die nächste Gruppe unseres Vereins im Frühjahr erwartet. Unabhängig davon können wir in Zukunft vermutlich auch mit Herrn Roeurt zusammenarbeiten.

Donnerstagnacht sind wir mit dem Nachtbus über Phnom Penh nach Sihanoukville gefahren, um bis zum Rückflug wenigstens noch zwei Tage etwas vom Land zu sehen und auszuspannen. Das tun wir jetzt auch und genießen den Tropenregen an der Serendipity Beach in Sihanoukville. Hier wird bekanntlicherweise auch das berühmte Angkor-Bier gebraut – also alles bestens.

 am frühen Morgen in Phnom Penh

 
 Zwischenstopp ohne Zwischenbier

 
 Tropenregen

 
 Blick von unserem Bungalow auf den Strand

In dem Sinne
   Horst-G. Lippold

Donnerstag, 4. Oktober 2012

41 - Neue Wege

Mittwoch, der 3.10.2012
(von Horst-G. Lippold)

 Freiluftbüro von Herrn Kann Roeurt

Marcel Weich, Stefan Roller und Peter Glaremin sind heute zusammen mit Herrn Chantol früh aufgebrochen, um die großartigen Tempelanlagen von Angkor Wat zu besuchen. Ich habe an der Tempeltour nicht teilgenommen, weil es für mich in relativ kurzer Zeit das fünfte Mal gewesen wäre. Stattdessen habe ich eine lokale NGO besucht, deren Kontaktdaten unserem Verein von Janina Windmüller übermittelt wurden.

 
 Drei in AngkorWat ...
... und einer per Tuktuk in´s Dorf Chey

Der Leiter Kann Roeurt hat diese kambodschanische NGO namens RICE (Rural Improvement Council for Economy Organization (= Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen Gebieten) gegründet und betreibt ca. 12 km westlich von Siem Reap ein Kinderheim und eine kleine staatlich anerkannte Schule mit 16 Kindern, die er mit verschiedenen agrarwirtschaftlichen Aktivitäten derzeit mehr schlecht als recht finanziert.

Diese Aktivitäten umfassen eine Hühnerzucht und eine Pilzzucht; der Aufbau einer Fischzucht in einem schon angelegten Fischteich und der Gemüseanbau in einem noch zu bauenden Gewächshaus sollen noch folgen. Da das Geld an allen Ecken und Enden fehlt, wohnen bzw. hausen die Kinder und auch er mit seiner Frau in sehr einfachen und im Grunde untragbaren Zuständen z.T. unter Vordächern.

 Klassenzimmer
Wohnen unterm Vordach

Herr Roeurt versucht vorrangig den Ausbau der geldbringenden landwirtschaftlichen Aktivitäten voran zu treiben, um eine gesicherte finanzielle Basis für die Kinder und sich zu schaffen und unabhängiger von Spenden zu werden. Erst dann ist die Verbesserung der Wohnsituation durch den Bau eines Kinderhauses etc. vorgesehen. Im weiteren bzw. auch heute schon im Rahmen seiner Möglichkeiten will er andere Dörfern bei ähnlichen Projekten unterstützen. 

 Blick auf die Hühnerhauser, 
daneben die Freifläche für die künftigen Gewächshäuser
 

 
 Blick auf dasHaupthaus und rechts davon die Pilzzucht
 
 Pilzzucht
 
der künftige Fischteich

Ich habe bisher keinen Kambodschaner getroffen, der ähnlich gut strukturiert an den Aufbau von Projekten unter Berücksichtigung ihrer finanziellen Tragfähigkeit ohne permanente Finanzierung durch Spendengelder herangeht und gleichzeitig nicht nur an sich denkt, sondern andere Menschen wie die in seiner Obhut stehenden Kinder unterstützt.

Die von ihm gezeigten Projekte benötigen allesamt nur entweder eine Anschubfinanzierung oder überschaubare Zusatzinvestitionen, um ihre Wirtschaftlichkeit deutlich zu steigern. Seiner Einschätzung nach würde beispielsweise die Anschaffung eines Inkubators für die Hühnerzucht in Höhe von ca. 850 USD monatlich Zusatzerträge in Höhe von 300 USD erbringen. Wenn die Annahmen stimmen, erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme auch ohne große Investitionsrechnung.

Ich halte eine Kooperation mit bzw. auch die direkte Unterstützung von RICE für sinnvoll, zumal Herr Roeurt auch an unseren Projekten wie Müllentsorgung interessiert ist und möglicherweise auch in den langen Phasen unserer Abwesenheit für mehr Nachhaltigkeit sorgen könnte. Die Zielsetzungen decken sich weitgehend, indem durch Sachinvestitionen Projekte angestoßen werden, die sich anschließend entweder selbst oder durch die lokale Bevölkerung finanzieren.

Mit diesem gedanklichen Ausblick in die Zukunft bin ich frohgestimmt wieder zurück nach Siem Reap gefahren und habe den restlichen Tag der deutschen Einheit mit meinen ebenfalls von ihrer Tempeltour heimkehrenden Mitstreitern genossen.

In dem Sinne
     Horst-G. Lippold

Dienstag, 2. Oktober 2012

40 - Hausbau

Dienstag, der 2.10.2012
(von Horst-G. Lippold)

vor dem Haus von Familie Tung Chet

Nachdem wir am Sonntag zugesagt hatten, die Wohnsituation einer Familie in Preksromot durch bauliche Maßnahmen an ihrer Hütte zu verbessern, nahm Stefan Roller auch sogleich fachmännisch Aufmaß und erstellte am Abend einen Arbeitsplan und die Einkaufsliste für das benötigte Holz etc.

Am Montagmorgen sind wir dann zuerst zu einem Holzhändler in Siem Reap gefahren, haben Holz und Nägel eingekauft und per LKW nach Preksromot geschickt.

Da mit Peter Glaremin nun auch ein vierter Helfer an Bord war, konnten wir anschließend in zwei Teams, unterstützt von dem kambodschanischen Hausherrn und seinen Freunden und unter der fachmännischen Leitung von Stefan Roller (wie erwähnt von Beruf Schreiner) loslegen. Los ging es mit dem Abbau der Plastikplanenwände, die bisher für ein recht luftiges und offenes Wohnen gesorgt hatten.

 
vorher

 
Rohbau

Der sogleich einsetzende sintflutartige Tropenregen und die Anstrengung der Arbeit bei über 30 Grad bewirkten, dass wir permanent klatschnass waren. Die ab Mittag wieder einsetzende Sonne garantierte zudem einen schönen Sonnenbrand, den ich allerdings erst am Abend im Hotel so richtig realisiert habe. Zusammen mit dem sich überall und vor allem auf uns ablagernden Holzstaub sah das Ganze jedenfalls überzeugend nach Arbeit aus. Beobachtet wurde das ganztägige Spektakel von vielen kleinen und großen Zuschauern, die sich sichtlich über die Arbeitswut und Ausdauer der Langnasen gewundert haben, und so durften wir uns wie die Hauptdarsteller in einem absurden Theaterstück fühlen. Einige bauliche Details wie z.B. unsere Fensterbänke haben die Leute sichtlich fasziniert und ich vermute, dass diese alsbald auch in anderen Häusern auftauchen.
.
Für die vorgesehenen Fenster und Türen und um die vier Meter langen Bretter an den Seitenwänden befestigen zu können, mussten wir zuerst zusätzlich zu den bestehenden Eckpfosten des Hauses noch einige Kanthölzer setzen.

Wasserkühlung

Anschließend haben wir im strömenden Regen mit dem Aufbau der Wände begonnen und dabei an den gewünschten Stellen Öffnungen für die Türen und Fenster gelassen. Um die Seitenwände bis in den First hochziehen zu können, mussten wir ein Gerüst bauen, auf dem ein Team sich bis unters Dach mit dem Anbringen der maßgenau für die Dachschräge zugeschnittenen Elemente abquälte.  So verging der erste Tag, bis wir schließlich mit der einsetzenden Dämmerung die Arbeiten bis zum nächsten Tag unterbrechen mussten.

Besonders nett und aufmerksam fanden wir, dass uns die Familie Tung Chet trotz ihrer Armut mit Wasser und Maniok-Kuchen versorgt hat; zum Dank dafür habe ich der guten Frau am nächsten Tag privat einige Dollars gegeben.


Team Glaremin - Roller

Team Weich - Lippold
 
work in progress 

unter dem Dach

 Bauleiter Chantol ?

 
 Ende des ersten Tags: ich habe fertig

Am nächsten Tag sind wir nach einem kurzen Abstecher in die Schule in Svey Che zum Besprechen der geplanten Wertstoffsammlung wieder zu dem Haus gefahren und haben bis zum frühen Nachmittag die restlichen Arbeiten fertig gestellt.

Um unseren freundlichen Gastgebern zu ermöglichen, endlich die geliehenen Bodenbretter zurück zu geben und im Sinne eines durchbruchsicheren Bodens unter der Außenküche haben wir dann noch einige weitere Bretter gekauft und den Boden neu ausgelegt, so dass nunmehr bis auf die Balkenkonstruktion und das Dach des Hauses alles runderneuert und stabil war. Und dann hatten wir endlich fertig.

eine glückliche Famile

 jetzt haben wir alle(s) fertig

Für lediglich 700 USD hatten wir die vorher unsägliche Wohnsituation sehr armer Menschen  entscheidend verbessert. Fensterläden, Türen und  andere ggfs. fehlende Dinge wird die sichtlich überglückliche Familie später einbauen, aber nun haben sie erst mal ein wetterfestes und sicheres Haus.

Auch wir waren überglücklich, denn wie heisst es so schön: „geben ist seliger als nehmen“ und das ist ein verdammt gutes Gefühl.

In dem Sinne: okun tran
 
 Horst-G. Lippold

Montag, 1. Oktober 2012

39 - Abholung der Mülltonnen in Preksromot

Sonntag, der 30.9.2012
(von Horst-G. Lippold)


 Einlagerung der Mülltonnen aus Preksromot

Nach dem vorläufigen Scheitern der Müllentsorgung in Preksromot hatten wir am Vortag beschlossen, die noch vorhandenen Mülltonnen im Dorf und die Einrichtung des Cafe Colonia mitzunehmen und bis zur weiteren Verwendung an anderer Stelle einzulagern. Also haben wir am Morgen einen LKW gechartert und sind nach Preksromot gefahren.

Begonnen haben wir unsere Sammelaktion im unteren Teil des Dorfes, wo noch ein Großteil der seinerzeit ausgegebenen Mülltonnen vorzufinden war. Da die Tonnen seit Monaten nicht mehr bewegt, wohl aber mit Hausmüll gefüllt waren, mussten wir sie erst leeren, bevor wir sie erst auf unseren Müllkarren und später auf den wartenden LKW verladen konnten. Das war nicht nur geruchsmäßig eine ziemlich grenzwertige Aktion.  Von ca. 150 (nummerierten) Tonnen waren noch 81 (!) vorhanden; der Rest hatte wohl schon über den Weg des Schrotthandels das Budget der jeweiligen Haushalte aufgebessert.

Nicht wenige Bewohner haben ihre Enttäuschung über die Einstellung der Müllabfuhr und die heutige Abholung der Tonnen geäußert. Wir haben immer wieder versucht zu vermitteln, dass die von uns seinerzeit initiierte Müllentsorgung von Anfang an nicht dauerhaft von uns, sondern von den Einwohnern selbst finanziert werden sollte und dass genau das eben nicht funktioniert habe. Unsere heutige Aktion sei nur die logische Konsequenz mit der Intention, unsere Ausrüstung einem anderen Dorf zur Verfügung zu stellen, dessen Bewohner eher bereit seien, sich in dieser Angelegenheit finanziell und persönlich zu engagieren.

Schließlich haben wir auch im Cafe Colonia unsere Kühlboxen etc. eingepackt und verladen und unsere Fahnen eingeholt, um das Gebäude wieder frei zu geben.

Die Abfahrt des voll beladenen LKW war für mich - besonders bei der Erinnerung an den hoffnungsvollen Beginn vor einem Jahr - ein ziemlich trauriger Moment. Auf jeden Fall haben die Einwohner wieder einen Dorftreff zurückerhalten, der sich zudem baulich in gutem Zustand befindet.

Ich bin wegen der enttäuschten Reaktionen vieler Einwohner davon überzeugt, dass auch in Preksromot ein allmähliches Umdenken in puncto Müll begonnen hat und früher oder später die Müllentsorgung wieder beginnt, wenn den Menschen die Sauberkeit des Dorfes wenigstens besagter mtl. 1 USD wert ist.

Am Ende unseres „Arbeitstages“ habe ich mit Herrn Chantol noch die Familie besucht, deren Tochter von Marlene unterstützt wird, die im Frühjahr mit der letzten Gruppe in Kambodscha war. Die fünfköpfige Familie wohnt mittlerweile in einem Haus, das zwar ein Dach, aber außer Plastikfolien keinerlei Wände hat. Da sich hier erstmals die Gelegenheit ergab, baulich zu helfen und die Wohnsituation einer bedürftigen Familie zu verbessern, haben wir zugesagt, am nächsten Tag wieder zu kommen und das Haus mit festen Holzwänden zu versehen. Schließlich sollte auch Stefan Roller – von Beruf Schreiner – endlich zum Zuge kommen und sein mitgebrachtes Werkzeug einsetzen können.

Nach diesem am Ende konstruktiven Ausblick eines eher frustrierenden und destruktiven Tages sind wir wieder zurück nach Siem Reap gefahren und haben den LKW entladen, um anschließend in unser Hotel zu fahren und den Abend mit Amok und Gerstensaft ausklingen zu lassen.

Horst-G. Lippold

Sonntag, 30. September 2012

38 - Start unserer Reise im Herbst 2012

Samstag, der 29.9.2012
    (von Horst-G. Lippold)

auf dem Weg nach Kampong Kleang

Auf der Mitgliederversammlung am 18. September haben wir besprochen, welche Aufgaben unsere Gruppe - bestehend aus Marcel Weich, Stefan Roller und mir - auf der Kambodschareise vom 27.9. – 9.10.2012 vornehmlich angehen soll.

Demnach erwartet uns zuerst eine Bestandsaufnahme der bisher gebauten Brunnen und Projekte und im weiteren die Suche nach neuen Brunnenstandorten, die im Frühjahr 2013 gebaut werden sollen. Darüber hinaus wollen wir einen weiteren Versuch mit unserem Projekt zur Müllentsorgung starten. Schließlich wollen wir prüfen, ob bauliche Aktivitäten zur Verbesserung der Wohnsituation bei besonders bedürftigen Familien oder zur Erweiterung von Schulen o.ä. für ausgewählte Dörfer sinnvoll sind. 

Unsere Reise  begann für mich am 27.9.2012 morgens um 7 Uhr in Köln: zum Frankfurter Flughafen, mit Emirates über Dubai nach Bangkok und von dort per Taxi und Minivan über die Grenze in Poipet nach Siem Reap, wo wir endlich am nächsten Abend im Hotel ein- und gleich auch Herrn Chantol trafen.

Am nächsten Morgen ging es nach kurzer Lagebesprechung im Hotel los mit der  Bestandsaufnahme unserer bisherigen Projekte in puncto Brunnenbau, Müllentsorgung und Cafe Colonia.

Wir begannen in Svey Che, wo Anfang des Jahres ein Brunnen in der Mitte des Dorfes gebaut wurde und laut Herrn Chantol großes Interesse an einer geregelten Müllentsorgung besteht.

Der Brunnen wurde zwischen einer Gruppe von Hütten sichtlich sehr armer Bewohner gebaut, die vorher in der Trockenzeit mehr als 1 km bis zur nächsten Wasserstelle laufen mussten. Er funktioniert zur großen Freude der Bewohner und natürlich auch unserer einwandfrei und damit konnten wir auch schon unsere erste Station als Erfolg abhaken.

 
der Brunnen in Svey Che ...


 ... und die umliegenden Hütten

Das Gespräch mit dem Bürgermeister zur angedachten Müllentsorgung gestaltete sich allerdings deutlich schwieriger als erhofft. Im Dorf gibt es 265 Haushalte bzw. ca. 1500 Einwohner, die überwiegend vom Reisanbau und der Viehzucht leben. Die Bewohner des Dorfes sind bereit, pro Haushalt monatlich 2000 Riel (= 0,5 US Dollar bzw. 0,4 Euro) für die Müllentsorgung zu zahlen und betreiben z.T. auch auf privater Basis die Kompostierung ihrer Abfälle.

Nach unseren Erfahrungen in Preksromot reicht dies allerdings nicht, denn zur laufenden Finanzierung benötigt man monatlich 240 – 270 USD. Davon entfallen auf den Müllmann ca. 70 – 80 USD, auf den Abtransport des Restmülls zur Deponie 120 – 140 USD, auf Kraftstoff und kleinere Reparaturen des Müllmopeds nebst Anhänger ca. 20 – 30 USD und auf die Miete eines Müllsammelplatzes ca. 20 USD. Dauerhaft und sicher finanziert wird die Müllentsorgung also nur, wenn jeder Haushalt monatlich 4000 Riel bzw. 1 USD bezahlt. Der Bürgermeister versprach, dies in der Gemeinde zu besprechen, war allerdings ob der diesbezüglichen Erfolgsaussichten genau wie wir skeptisch. Unter diesen Umständen macht es dann leider wenig Sinn, mit der Müllentsorgung in Svey Che zu beginnen.

Am Montag wollen wir unabhängig von der Entsorgung des Restmülls in der Schule von Svey Che besprechen, inwieweit die Schule es unterstützen bzw. über die Lehrer permanent einfordern würde, das die Schulkinder die Wertstoffe von zuhause in bereitstehende Boxen in der Schule bringen würden, um aus dem Verkaufserlös Schulmaterialien etc. zu kaufen. Die verkäuflichen Wertstoffe im Hausmüll sind Papier/Pappe, Plastikflaschen, größere Plastikteile, Glas, Metall und Büchsen. Dies wäre zumindest ein Einstieg in die Müllentsorgung.

Unsere zweite Station war der neue Brunnen in Travkhit, der ebenfalls gut funktioniert und die Bewohner so begeistert, dass sie seinerzeit die Einweihung eine ganze Nacht gefeiert haben.

Brunnen in Travkhit

Schließlich kamen wir wieder in Preksromot an, wo wir feststellen mussten, dass unser allererster Brunnen an der Schule offenbar seit längerem defekt war und nun als Fahradabstellplatz genutzt wurde. Es ist schwer verständlich, warum die Einwohner seine Reparatur nicht veranlasst oder wenigstens Herrn Chantol diesbezüglich verständigt haben; also haben wir dies nun selbst in die Hand genommen und Herrn Chantols Tel.nr. für künftige Fälle hinterlassen.

unser allererster Brunnen an der Schule in Preksromot
(nach der von uns veranlassten Reparatur)

Die Müllentsorgung in Preksromot hatte ein halbes Jahr funktioniert, bis sie wegen der ausbleibenden Einnahmen im Cafe Colonia eingestellt wurde; eine Eigenbeteiligung der Einwohner bei der Finanzierung war seinerzeit in Preksromot nicht durchsetzbar gewesen. Wir haben festgestellt, dass von den von uns aufgestellten Mülltonnen seitdem viele abhanden gekommen sind. Offensichtlich sind die Menschen in Preksromot nicht von der Sinnhaftigkeit der von uns initiierten Müllentsorgung überzeugt. Ich vermute, dass sich diese Verhältnisse erst ändern werden, wenn der Staat in Kambodscha eine Müllabfuhr und die dafür erforderlichen Grundbesitzabgaben per Gesetz einführt.

oh Mann !

Das Cafe Colonia war seit April nach der Abreise von Christoph Reipen geschlossen, da es weder von den Touristen noch von den Einwohnern richtig angenommen worden war bzw. die dafür eingestellte Frau sich als unfähig zum Betrieb des Cafes gezeigt hatte. Wir haben daraufhin beschlossen, das Gebäude wieder frei zu geben, damit Preksromot wenigstens wieder einen öffentlichen Treffpunkt hat. Zumindest in baulicher Hinsicht befindet sich das Gebäude mittlerweile in einem guten Zustand.

ohne Worte
(rechts die Zusterne für den Brunnen am Cafe)

Der im April gebaute Tiefbrunnen mit Generator und Pumpe und großer Wasserzisterne für die umliegenden Bewohner funktioniert zwar einwandfrei, wird aber nicht benutzt, weil der Generator zum Betrieb der Pumpe Treibstoff benötigt und keiner dafür Geld bezahlen will. Wir haben erfahren, dass der Generator seit April lediglich dreimal (!) benutzt wurde. Das hat uns dann doch die Sprache verschlagen und wir haben beschlossen, den Brunnen im Februar umzubauen und auf Handbetrieb umzustellen.

Der dritte im unteren Ortsteil von Preksromot gebaute Tiefbrunnen funktioniert dagegen wiederum einwandfrei und wurde von den Einwohnern gut angenommen. Zu beobachten war allerdings, dass die Bewohner in der Regenzeit trotz der mäßigen Wasserqualität grundsätzlich lieber auf Oberflächenwasser zurückgreifen.

der dritte Brunnen in Preksromot

Die beiden in Kampong Kleang gebauten Brunnen konnten wir nicht besuchen, da diese auf Wunsch der Anwohner anders als im April vereinbart nicht auf ein Podest gebaut worden waren und damit jetzt drei Meter unter Wasser lagen. Die Bewohner bauen das Brunnenoberteil während der Regenzeit ab und nutzen stattdessen das reichlich vorhandene Oberflächenwasser. Nach Aussage der dortigen Anwohner funktionieren allerdings beide Brunnen hervorragend und werden in der Trockenzeit intensiv genutzt.

Zu guter Letzt sind wir noch in einen anderen Ortsteil von Kampong Kleang gefahren, weil uns der dortige Gemeinderat um den Bau zweier zusätzlicher Brunnen gebeten hat. Es gibt dort keinen Brunnen und die Menschen müssen deshalb auch in der Trockenzeit zwangsweise auf schmutziges Oberflächenwasser zurückgreifen. Wir haben in einem längeren Gespräch mit dem Gemeinderat vereinbart, dass im Januar/Februar die beiden gewünschten Brunnen gebaut werden, sobald die von uns geforderte Eigenbeteiligung von 1 USD pro Familie (ca. 250 USD) vorliegt. Damit wollen wir sicherstellen, dass die Bewohner die Brunnen als ihre Brunnen verstehen und entsprechend an ihrer Erhaltung interessiert sind.

in Kampong Kleang

Damit war unser Tagwerk erledigt und wir sind im Dunkeln erst mit dem Boot über die idyllischen Wasserwege zurück nach Preksromot und dann mit dem Auto zum Hotel in Siem Reap gefahren, wo wir den Tag mit einem Abendessen und reichlich isotonischem Gerstensaft ausklingen liessen.


Horst-G. Lippold    

 
Team Weich - Lippold - Roller

Sonntag, 29. April 2012

37 - Zwischenbericht


Die vergangenen sieben Tage waren wieder ueberaus ereignisreich. Wie schon bereits in dem letzten Beitrag angekuendigt, wurde der Englischunterricht fortgesetzt. Immer mehr Kinder finden sich zumUnterricht im Café Colonia ein. Hin und wieder werden sogar vereinzelte Kids persoenlich von ihren Eltern in das Café gebracht. Bei dieser Gelegenheit lerne ich auch sie persoenlich kennen und zeige ihnen, was ich mit den Kindern  im Unterricht mache. Nicht selten lauschen auch die Eltern dem Unterricht. Bei der muendlichen Mitarbeit hapert es jedoch noch. Da sind die Kinder bedeutend engagierter.



Das Café Colonia eignet sich perfekt als Klassenzimmer. Nicht nur die Ausstattung (Stuehle, Tische, Tafel, Kueche, etc.) ermoeglichen einen  optimalen Unterricht, auch der Standort in der Dorfmitte kann besser nicht sein. So hat es sich mittlerweile im ganzen Dorf herumgesprochen, dass der Mr. Teacher J taeglich 5-6 Stunden Unterricht gibt. Derweil kennt man sich recht gut. So werde ich morgens bei meiner Fahrt durch das Dorf von den Bewohnern freundlich empfangen und am Nachmittag mit einem lieben “Goodbye Teacher”verabschiedet.



Die Anreise mit dem Mofa ist stets ein wahres Abenteuer. Es gibt vieles unglaubliches zu sehen. Jedenfalls mag es auf uns Europaeer teilweise befremdlich und waghalsig wirken,was auf Kambodschas Stassen passiert. Hier im Bild ist einer der zahlreichen voellig ueberladenen  Reis-LKWs zu sehen.






Trinkwasser fuer den Unterricht auf meinem Gefaehrt. Jaja, safety first!!! ;-)



Unser obligatorisches Melonenessen in der Pause. Die sind der Renner bei den Kids.

Morgens, bevor es auf die National Road 6 in Richtung Dom Dek geht, lege ich stets einen Stop bei meiner Obsthaendlerin des Vertrauens ein. Dort kaufe ich das Obst fuer die Kinder. Meist 3 Melonen, ein paar Aepfel und Bananen.




Nach der Pause geht es dann fuer weitere 1-2 Stunden an die Arbeit. An zwei Tagen stand das Basteln von Uhren auf dem  Programm. Viele der Kinder haben dabei gelernt, wie man auf englisch die Uhrzeit angiebt.


Auch in Sachen Brunnenbau koennen wir erfreuliches berichten. Ein weiterer Tiefbrunnen in Preksromot wurde fertiggestellt. Diese Art Pumpvorrichtung war auch mir noch nicht bekannt. Sie funktioniert aber einwandfrei und ist leicht zu bedienen.

Der Sockel wird in den naechsten Tagen einbetoniert. Noch ist die hier zu sehende Reifenkonstruktion provisorisch. Die Hauptsache aber ist, dass die Menschen eine weitere Moeglichkeit haben, sauberes Wasser zu foerdern.


Der Brunnen am Café ist seit heute auch wieder in Betrieb. Nachdem wir einen Generator fuer die Elektropumpe bestellt haben und dieser nun geliefert wurde, konnte Mr. Mo (hier mit seinem Sohn im Bild und der Generator im Hintergrund) die Installation durchfuehren. Das gesamte Wasserversorgungssystem inkl. Wasserturm laeuft perfekt. Das Team um Michael Schwerz,welches diese Konstruktion entworfen und installiert hat, hat wirklich tolle Arbeit geleistet.



Nun heisst es “Wasser marsch!”


Nun verbleiben nur noch zwei Tage, bis auch ich meine Reise fortsetzen werde. Zwei grandiose Monate mit wundervollen KhK e.V. Helferinnen und Helfern sind dann vorrueber.

Ich werde euch aber abschliessend von den letzten beiden Tagen im Dorf Preksromot berichten.

Herzliche Gruesse aus Kambodscha,

Euer Volontaer Christoph Reipen