Donnerstag, 29. September 2011

14- Die ersten Restaurierungsarbeiten

Mittwoch, den 28.9.2011
(Alex Springer)


Die ersten Restaurierungsarbeiten und ein weiterer Brunnen

Nach einer langen Nacht, die ein paar Zwischenbiere und einen Becher kambodschanischem Rum gemischt mit String (Strawberry Juice) enthalten hat und relativ wenig Schlaf, ging es diesen Morgen wieder einmal früh raus. Mit an Board waren heute Carolina und Josh. Beide wollten sich gerne mal unser Projekt anschauen. Zudem führt die Busverbindung nach Phnom Penh an Domdek vorbei, unserem letzten größeren Dorf vor Preksromot.

Ankunft in Preksromot.
Ausgerüstet mit Handschuhen, festen Schuhwerk, Wasserwaage und Zange begaben wir uns auf den Weg zum Café.
Damit unsere europäischen Besucher sicher die Sanitäranlagen benutzen und ein kühles Getränk genießen können, beschlossen wir zu allererst den Boden an manchen Stellen zu erneuern. Das Holz wurde mit einem Boot vom Bürgermeister geholt, wo es am Tag zuvor vor Diebstahl geschützt gelagert wurde.

Wir haben begonnen, im vorderen Bereich neue Querbalken zu verlegen. Das Holz war so durchnässt und vermodert, dass man (wir, die Europäer) zu jeder Zeit das Gefühl hatte gleich im nassen zu landen. Dabei haben wir tatkräftige Unterstützung von unseren beiden ersten Besuchern, Caro und Josh, erhalten.
Nach erfolgreicher Anbringung der Sparren gab es beim Zuschneiden der Fußbodenbretter die ein oder andere Diskussion, wieso man so schief gesägt hat?.




Nach dem dritten Brett haben wir dann feststellen müssen, dass es nicht an der Herkunft (deutsche und russische Sägetechnik) liegt. Aber wie pflegt man zu sagen: Wenn sich zwei streiten, dann lacht meistens der dritte.

Nachdem alle Bretter ersetzt wurden sind, begannen wir das Dach im vorderen Terrassenbereich abzunehmen um es dann am nächsten Tag neu einzudecken.

Auf dem Rückweg nach Siem Reap beschlossen, wir erneut im Dorf Travkhit anzuhalten, um das weitere Vorgehen für drei neue Brunnen abzustimmen. Nach freundlichem Empfang durch den Bürgermeister führte er uns direkt zu den neuen Brunnenplätzen. Nach kurzem Fußweg durch Sumpf, Schlamm und zwischen den Hütten der Bewohner, zeigte uns der Bürgermeister den neuen Standort.
Die Entscheidung für die Bohrungen erfolgte direkt vor Ort. Nach einigen Telefonaten konnte Herr Chantol zwei Brunnenbauer zur Bestandsaufnahme für den nächsten Tag organisieren.

Ein weiterer Erfolg für unser Projekt.

Wie jeden Abend, erholten wir uns im Pool und genossen das Leckere an der Straße inklusive regelmäßiger Abkühlung des unteren Beinbereiches.

In diesem Sinne,
„Sir, Massage?“




13 - Shopping für einen guten Zweck

Dienstag, der 27.9.2011
(von Horst-G. Lippold)

beim Sanitär-Möbel-Baumarkt-Händler

An unserem zweiten Tag in Kambodscha stand ein umfangreicher Einkaufsplan für den Aufbau unseres Touristencafe´s auf dem Plan, um unsere Liste vom Vortag abzuarbeiten.

Für die Wasserversorgung benötigen wir noch einen Wassertank nebst Rohrleitungen zu den Verbrauchsstellen und motorgetriebener Pumpe, um überhaupt Wasser in den Tank zu bekommen. Während der Regenzeit müssen wir Wasser aus dem See entnehmen und später in der Trockenzeit aus einem dann noch zu bauenden Brunnen. Dieser Brunnen ist dann der dritte der im vergangenen Februar geplanten Anlagen, der gleichzeitig den mittleren Teil des Dorfes versorgt.

Zur Komplettierung der Toiletten in unserem Cafe´ sollen noch ein Urinal im Herren-WC sowie ein Urinal und ein Handwaschbecken im Außenbereich neben den Toiletten installiert werden.

Wegen des an einigen Stellen grenzwertigen baulichen Zustandes der alten Schule hatten wir am Vortag beschlossen, einige Fußbodenbretter und ihre Unterkonstruktion sowie das marode Vordach auszutauschen. In der Trockenzeit sollten dann noch sicherheitshalber einige wurmstichige Holzpfähle ausgetauscht werden. Ferner muss dringend ein Geländer an der offenen Seeseite angebracht werden. Es wäre doch unschön, wenn unsere Besucher durch den Boden durchbrechen und in den See oder in der Trockenzeit acht Meter in die Tiefe stürzen würden.

Schließlich benötigen wir für das eigentliche Cafe´ unabdingbare Einrichtungsgegenstände wie (ergänzend zu den teilweise noch vorhandenen Schulbänken und –tischen) Stühle und Tische, eine Spültheke, zwei große abschließbare Kühlboxen, einen Kocher für Tee und Kaffee, Gläser etc.

Alles in allem eine umfangreiche Einkaufsliste, die wir heute bei diversen Händlern und Märkten abarbeiten wollten. Da an diesem Tag noch Feiertag in Kambodscha war, mussten wir damit rechnen, dass der eine oder andere Laden geschlossen war. Gemäß dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ sind wir dann auch früh zum ersten Sanitär-Möbel-Baumarkt-Händler in seiner Garage aufgebrochen, um nach viertelstündigem Palaver die Information zu erhalten, dass der Händler wegen des Feiertags nunmehr leider zum Tempel aufbrechen müsse und wir doch bitte in einigen Stunden wiederkommen mögen.

Von soviel Geschäftstüchtigkeit überwältigt sind wir direkt zum nächsten Händler gefahren und haben einen neuen Versuch gestartet. Nach wiederum langem Verhandlungspalaver waren die ersten Einrichtungsgegenstände endlich gekauft und soweit wie möglich in unserem Kleinbus verladen (die sperrigen Teile sollen später angeliefert werden), so dass wir Richtung Preksromot aufbrechen konnten. Nach kurzem Abstecher In die nahegelegene Kreisstadt Domdek zwecks Motorpumpen-Kauf (auch hier: gut Palaver braucht Weile) haben wir endlich Preksromot kurz vor Mittag erreicht, wo wir unsere Einkäufe sicherheitshalber beim Bürgermeister zwischengelagert haben. Wie überall bekommen sonst die Dinge recht schnell Beine.


Der spannendste Teil kam mit dem Holzeinkauf bei einem schwimmenden Händler im überfluteten Nachbarort in Richtung Tonle Sap, den wir per Boot angesteuert haben. Das Holz lagerte dort auf mehrere Kähne verteilt im Freien und war deshalb gut gegen Austrocknung geschützt. Man musste mit den Brettern und Bohlen recht abenteuerlich über Planken und Stege von einem Schiff zum anderen und zu seinem Haus balancieren und höllisch aufpassen, nicht auf diesen regennassen schwankenden Pfaden über Bord zu gehen. Aber das ist hier so üblich und dann geht es eben.





Der langgestreckte Pfahlbau des Holzhändlers mutiert auf dem Weg zur Vorderseite des Hauses vom Holzlager auf der Wasserseite erst zur Küche, dann weiter zum halb überfluteten Büro-Sägewerkstatt-Schlafzimmer (sehr apart) und schließlich zum Lebensmittelhändler bzw. Drugstore an der Straße. Um es mit Heinz Rühmann zu sagen: „hübsch hässlich habt ihr´s hier“.



An der Straßenseite war zu meiner Überraschung tatsächlich Land, weil dieses Haus und einige andere wegen ihrer erhöhten Lage eine Art Insel bildeten, auf der wie auf einer Arche Noah die vielen Menschen, Hunde, Katzen, Hühner etc. einträchtig beisammen saßen oder durcheinander wuselten. Kaufen konnte man dort von Lebensmitteln und Haushaltsartikeln über Kleidung bis zu einer Riesenauswahl gängiger Handy-Modelle quasi alles.


Am Ende ging es mit einem zum Holztransporter umgenutzten Boot zurück nach Preksromot, wo wir unsere Hölzer wiederum sicherheitshalber beim Bürgermeister deponierten.


Preksromot war zwischenzeitlich zunehmend von Menschen überfüllt, weil an diesem Tag traditionell ein großes Dorffest stattfindet, an dem auch viele Menschen aus Nachbargemeinden begeistert teilnehmen. Abgesehen von Essen, Trinken und viel Reisschnaps vergnügen sich die Leute damit, sich von Booten gegenseitig mit leicht platzenden wassergefüllten Plastikbeuteln zu bewerfen. Mit diesem fröhlichen Treiben hatten wir schon beim Holzhändler unseren Spass gehabt.




Auf der Rückfahrt nach Siem Reap sind wir noch in das Nachbardorf Travkhit gefahren und haben mit dem Bürgermeister Soun Leum besprochen, ob hier ernsthafter Bedarf und Interesse an zwei bis drei Brunnen besteht. Der Bau von weiteren Brunnen in einem anderen Dorf gehört wie beschrieben zu unseren Zielsetzungen für unseren jetzigen Kambodschabesuch. Herr Soun Leum hat nach anfänglicher Überraschung sehr erfreut auf unser Angebot reagiert und versprochen, bis morgen mit den Dorfbewohnern sinnvolle Standorte etc. abzustimmen.

Am Ende dieses bemerkenswerten Shopping-Tages ging es wie üblich zum Wassertreten in Siem Reaps Straßen, wo wir uns mit Josh Feitelson und Carolin Dohmen getroffen haben, die unter „Beebop hilft e.V.“ ein Kinderdorf in Nordost-Kambodscha aufgebaut haben und betreiben. Der Abend endete nach leckerem Essen, reichlich isotonischem Gerstensaft und angeregtem Gedankenaustausch sehr spät.


In dem Sinne „anything goes“
Horst-G. Lippold

Dienstag, 27. September 2011

12 - Der erste Arbeitstag in Preksromot

Dienstag, der 27.9.2011
(von Horst-G. Lippold)

Lagebesprechung in der alten Schule

Da wir nicht nur wegen der landschaftlichen, kulturellen und sonstigen Schönheiten angereist waren, sind wir direkt am Ankunftstag (Montag, der 26.9.2011, ein besonderer Tag) um die Mittagszeit nach Preksromot gefahren, um Bestandsaufnahme zu machen und die Planung des in den nächsten Tagen vor uns liegenden Arbeitspensums und der erforderlichen Materialeinkäufe vorzunehmen.


Wie schon erwähnt war die Wiedersehensfreude bei allen Beteiligten groß und so führte uns der Lehrer gemeinsam mit den Kindern stolz die Funktion unseres ersten Brunnens vor. Es handelt sich dabei übrigens um den ersten Brunnen unseres Vereins insgesamt. Der zweite Brunnen liegt weiter unten in Preksromot unter Wasser und kann derzeit nicht besichtigt werden.



Besagten ersten Brunnen und teilweise auch die anschließend in der alten Schule präsentierten Mülltonnen aus Stahl hatte der Lehrer gemeinsam mit einem Helfer gerade frisch im Kölner Brückengrün gestrichen. Da die beiden selbst bis zu den Handgelenken grün bemalt waren, haben wir uns spontan gefragt, ob Sie wohl mangels Pinsel die Farbe direkt mit den Händen aufgetragen haben.


Jedenfalls waren sie zu Recht stolz und die insgesamt 130 in der Schule aufgestapelten Mülltonnen haben uns schwer beeindruckt. Die Mülltonnen hatten wir übrigens schon bei unserem letzten Besuch im Februar in Form von alten Ölfässern gekauft und jetzt waren sie mittig getrennt und mit Griffen versehen eindeutig als Mülltonnen erkennbar.

Noch mehr beeindruckt haben uns allerdings die fast fertiggestellten Toiletten, deren Bau Herr Chantol seit August gemanaget hatte. Da die Vorarbeiten in Form von Sickergruben für die beiden Toiletten und die Abwasserverrohrung unter dem alten Schulgebäude unbedingt vor Beginn der Regenzeit fertiggestellt sein mussten, hatte Herr Chantol den Bau entsprechend früh begonnen.

Jetzt fehlten lediglich noch einige Kleinigkeiten und die Wasserversorgung, die wir in den nächsten Tagen installieren werden. Und voila: fertig sind die einzigen sauberen und nach westlichem Standard gebauten Toiletten im Umkreis von 40 km. Wenn das kein Anreiz ist, demnächst unser Cafe´ Colonia zu besuchen?

die alte Schule oder das künftige Cafe´ Colonia bei unserer Ankunft


die neuen Toiletten im Cafe´ Colonia

Und so saßen wir dann auch alsbald wieder wie im Februar gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat zusammen und haben unsere nächsten Schritte etc. diskutiert. Lediglich auf unserer Seite hatte sich die Zusammensetzung des Teams verändert, weil dieses Mal anstelle von Jessica Mohr und Patrick Markiefka die Herren Röttger Maier und Alex Springer im Team sind und eifrig mitarbeiten.

Nachdem alles Wesentliche besprochen war, sind wir gegen Abend mit den Köpfen voller Pläne und Vorfreude auf die nächsten Tage nach Siem Reap zum Hotel zurückgefahren, um uns in Richtung Abendessen wieder in die Fluten der Wasserstraßen zu werfen.

Ich sage nur mit herzlichen Grüßen an Jessica Mohr: Amok (die bekannte kambodschanische Spezialität mit Fisch oder Fleisch).

Ach ja, und nach 20-minütiger Watt-Wanderung habe ich zu meiner großen Freude festgestellt, dass unsere Lieblingsbar nicht in den Fluten versunken war und wir noch einige Biere (beer 50 (Dollar-) Cent, popcorn free, ...) zum Ausklang des Tages geniessen konnten. Ja, das Leben ist schön.

In dem Sinne und zum Wohle
Horst-G. Lippold